Wer längere Zeit Yoga übt, kommt fast immer auch tiefer mit dem Thema Rezitation in Berührung. Viele unserer Yoga-Schüler rezitieren zum Beispiel regelmäßig indische Mantras oder auch Worte aus anderen heiligen Texten. Nach der Erfahrung vieler spiritueller Traditionen sind Rezitieren, Singen und Tönen ein wesentlicher - und letztlich fast unverzichtbarer - Teil des eigenen Übungsweges.

Um die Bedeutung des Themas "Klang" aufzuzeigen, zitieren wir im folgenden die ersten Zeilen eines Beitrages, den Dr.Christian Fuchs für den 2008 erschienenen Sammelband "Schwingung und Gesundheit" verfaßt hat:

   

1.1  „Am Anfang war das Wort“

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Wir alle kennen diesen ersten Satz des Johannesevangeliums. Aber die Frage, die ich gleich zu Beginn meines Beitrages stellen möchte, lautet: Kennen wir auch die Bedeutung dieses Satzes? Wissen wir moderne, westliche Menschen, was es heißen soll, wenn hier vom „Wort Gottes“ die Rede ist?  Bedeutet „Wort“ in diesem Kontext tatsächlich nur die gesprochene Sprache oder steckt nicht viel mehr in diesem Begriff? Es gibt eine interessante Vergleichsstelle in der Bibel selbst; diesmal im Alten Testament. In der Genesis, in der bekanntlich von der Erschaffung der Welt berichtet wird, heißt es in der landläufigen Übersetzung: „... und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.“ Neue Untersuchungen legen nahe, daß diese Übersetzung nicht den Kern der Bibel-Aussage trifft: „Die wirkliche Aussage des hebräischen Wortes ist tiefer. Der von den meisten Übersetzern falsch übersetzte Ausdruck „rafeth“ = „schweben“ in diesem Satz ergibt in Wirklichkeit >Und der Geist Gottes vibrierte über den Wässern< ... Das bedeutet, dass im Schöpfungsbericht alles Geschaffene von „Schwingungen“ ... gestaltet ist“  (zit. nach Avraham Schmidt + Sabine Normann-Schmidt: "Geist - Wasser - Leben". In: Tattva Viveka Nr.29 [2006], S.24).

Das hieße dann: Alles, was existiert, ist entstanden aus Schwingungen. So dürfen wir hier offensichtlich die Bibel verstehen. Aber noch viel mehr gilt diese Aussage für die alte indische Spiritualität, wie ich im folgenden zeigen möchte.

1.2  OM – Der kosmische Urklang

Bereits in den ältesten uns erhaltenen Texten Indiens, dem sogenannten Veda (wörtlich „Wissen“), kommt die kosmische Ursilbe OM vor. Das Gayatri-Mantra, eine Veda-Hymne zur Anrufung der Sonnenenergie, die mindestens 3000 Jahre alt ist und von Millionen Indern bei Sonnenaufgang rezitiert wird, beginnt mit den Worten: „OM – Erde, Luftraum, Himmel ...“ (OM – bhur bhuvah svahah ...). Das OM, so heißt es in einem berühmten Text der Upanishaden, „ ist also die letzte Essenz der Essenzen, die höchste, die äußerste“ Und in der Mandukya-Upanishad, einem indischen Text, der um 400 vor Christus entstanden ist, finden wir die folgende Aussage:

All dies ist das Unvergängliche, ist der Laut OM. Das wird auch so gesagt: Was war, was ist, was sein wird – das alles ist der Klang OM. Und was jenseits der drei Zeiten ist – auch das ist der Klang OM.

Die kosmische Urschwingung OM steht also im alten Indien für alles Existierende. OM umschließt sowohl das Relative – das ist nach indischer Sicht alles, was Zeit und Raum unterliegt und damit veränderbar ist – als auch das Absolute; das ist nach indischer Vorstellung das Unveränderliche, das letztlich auch den Kern des menschlichen Wesens ausmacht. Durch OM ist alles entstanden und im OM ist alles enthalten, so schwer begreiflich dies auch für unseren (westlichen) Verstand sein mag ...   (vgl.: Christian Fuchs: "Vom Urklang der Welt. Schwingung und Mantra in der indischen Spiritualität". In: Wolfgang Bossinger, Raimund Eckle (Hrsg.): "Schwingung und Gesundheit". (Traumzeit Verlag) Battweiler 2007, S.325f.)

   
  Eine gute Möglichkeit, die positive Wirkung von Schwingungen selbst zu erleben, ist der Umgang mit Mantras.

 

Die bekannte Yogalehrerin Getrud Hirschi hat sich des Themas "Mantra" in einem neuem Buch angenommen: "Mantra-Praxis. Worte der Kraft für Gesundheit, Erfolg und spirituelle Entwicklung."

Auf dem Buchcover heißt es dazu: Gertrud Hirschi ... trägt hier erstmals das Wissen um Mantras aus verschiedenen Traditionen zusammen und macht es dem modernen westlichen Menschen zugänglich. Sie skizziert, welche Mantras speziell für Gesundheit, materielle Sorgen, geistige Wachheit oder die spirituelle Entwicklung angezeigt sind. Und sie beschreibt, wie Mantra-Meditation praktiziert wird.

 

Das Buch enthält 301 Seiten und ist für € 19,95 im Buch- und Internethandel erhältlich.

 

 

 

 
 
 

Zum obengenannten Buch gehört eine Begleit-CD, auf der Christian Fuchs insgesamt 62 Mantras im Original-Sanskrit-Text rezitiert.